Neustart am Krankenhaus

Lauterbacher Internist Josef Wzatek gründet Medizinisches Versorgungszentrum mit Eichhof-Klinik / Neue Praxis öffnet am 2. Januar.

Seit 26 Jahren betreibt Josef Wzatek seine internistische Praxis in Lauterbach. Zum 16. Dezember wird der 66-jährige Arzt seinen Standort am „Goldhelg“ aufgeben. Praktizieren wird er jedoch weiterhin. Zusammen mit dem Lauterbacher Eichhof-Krankenhaus hat er ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gegründet, in dem er noch drei weitere Jahre als Internist arbeiten wird – zusammen mit dem 37-jährigen Internisten Dr. Felix Müller, der vor wenigen Tagen vom Klinikum Fulda zum Eichhof-Krankenhaus gewechselt ist.

Die Gründe für seinen bedeutenden Schritt kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand erläutert Wzatek im Gespräch mit unserer Zeitung, an dem auch die künftigen Partner des Eichhof-Krankenhauses teilnehmen. „Ich habe das Gefühl, das Richtige zu tun, um die Versorgung meiner Patienten und auch die Fortbeschäftigung meiner Damen in der Praxis dauerhaft zu gewährleisten“, sagt Wzatek. „Ich empfinde dabei keine Wehmut, da es bis zu diesem Punkt, an dem ich jetzt stehe, ein längerer Prozess der Entscheidungsfindung war und nicht abrupt kam“, bekräftigt er. Bereits vor gut zwei Jahren habe er mit seinen Angestellten überlegt, wie es mit der Praxis nach seinem Ausscheiden weitergehen könne, die er seit 1993 betreibe. Die Idee, eine Lösung mit dem Eichhof-Krankenhaus zu suchen, sei für ihn naheliegend gewesen, da er mit dem dortigen Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Dr. Johannes Roth, schon immer in gutem Kontakt gestanden habe. „Ich habe die Synergien gesehen“, erklärt Wzatek.

„Als ich in Lauterbach anfing, kamen zu Beginn am Tag vielleicht zwei oder drei an mich überwiesene Patienten in meine Praxis“, erinnert er sich an seinen Start in die Selbstständigkeit. Innerhalb eines Jahres sei die Patientenzahl so enorm angestiegen, dass die Versorgung für ihn und sein Team schon fast nicht mehr zu schaffen gewesen sei. „Die Lauterbacher Ärzte kooperierten gut. Und auch über Lauterbach und die Region hinaus kamen Patienten, sogar aus anderen Bundesländern“, beschreibt der Arzt die Situation, die dazu führte, dass die Wartezeiten für Patienten auf Termine trotz einer seit Längerem eingeführten Sechs-Tage-Woche sehr lange seien. „Im Bereich der Magen-Darm-Spiegelungen haben wir aktuell Wartezeiten bis März“, bestätigt Praxisleiterin Pamela Kares. Notfallpatienten würden in der Regel samstags behandelt. Angesichts des schon jetzt spürbaren Fachärztemangels nicht nur ein „Phänomen“ im Vogelsberg, sondern auch im Landkreis Fulda, wie der Fuldaer Josef Wzatek von Kollegen weiß, in deren Praxen es inzwischen Wartezeiten bis zu einem Jahr gebe.

Dass seine internistische Praxis angesichts des hohen Bedarfs weitergeführt werden müsse, war sowohl für den Arzt als auch sein Team ein Muss. „Wir brauchen die Nachfolge, das stand für uns fest. Außerdem war klar, dass es in der Zukunft für unsere Praxis, in der moderne Medizintechnik eine sehr große Rolle spielt, räumliche Veränderungen geben muss“, sagt der Internist. Hohe gesetzliche Anforderungen gebe es beispielsweise in puncto Hygiene. Den hohen Standard zu gewährleisten, sei in den jetzigen Räumen schwierig gewesen und habe wegen der Enge immer wieder auch zu zeitlichen Verzögerungen geführt. Magen-Darm-Spiegelungen beispielsweise erfolgten aktuell in einem Raum, künftig würden sie in der neuen Praxis im Eichhof-Krankenhaus in drei Räumen durchgeführt. In einem Raum – abgetrennt von den Behandlungsräumen – erfolge dann die hygienische Aufbereitung der medizinischen Untersuchungsgeräte, so erläutert Markus Blumenfelder, der technische Leiter des Krankenhauses. Ein Raum stehe nur für Magenspiegelungen zur Verfügung, ein weiterer für Darmspiegelungen.

Die neue Praxis am Eichhof-Krankenhaus, die im Erdgeschoss der Klinik eingerichtet und sich in direkter Nachbarschaft zur Endoskopie befinden wird, öffnet am 2. Januar. Die nahe Anbindung ans Krankenhaus sehen sowohl Josef Wzatek als auch sein neuer Kollege Felix Müller als großen Vorteil. „Im Falle von Komplikationen bei einer Patientenuntersuchung ist eine schnelle Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen des Krankenhauses möglich – ohne dass ein Krankentransport erfolgen muss. Dadurch können wir auch unser Behandlungsspektrum erweitern“, freut sich Wzatek und benennt als Beispiel die Endosonographie, eine nicht von außen durch die Haut, sondern von innen durchgeführte Ultraschalluntersuchung, die man künftig anbieten werde. Ein eindeutiger Mehrwert für die Patienten, wie Wzatek betont.

Bereichernd für die neue Praxis sei auch der neue Kollege, mit dem er sich seinen Arztsitz zunächst teilen werde. Er selber werde ab Januar 75 Prozent der Arbeit übernehmen, Felix Müller 25 Prozent. Im Laufe der kommenden drei Jahre, in der er selber als Arztsitz-Inhaber – laut gesetzlicher Vorgabe für das MVZ – zumindest in Teilzeit mitarbeite müsse, werde sich das prozentuale Verhältnis verschieben.

Auf der Suche nach einem „langfristig guten Arbeitsumfeld und einem breiten internistischen Betätigungsspektrum“ war Dr. Felix Müller, der bis Ende vergangener Woche noch auf der internistischen Intensivstation am Klinikum Fulda gearbeitet und darüber hinaus Erfahrungen im Bereich der Kardiologie und Gastroenterologie hat. Gute Arbeitsperspektiven sieht der 37-jährige Mediziner für sich am Lauterbacher Krankenhaus, der nicht nur in der internistischen Praxis des MVZ, sondern bis zur Übernahme des kompletten internistischen Arztsitzes auch im Fachbereich Dr. Roths tätig sein wird.

„Dr. Wzatek gibt sein Lebenswerk in gute Hände“, zeigt sich Eichhof-Vorstand Mathias Rauwolf überzeugt, dessen erste Amtshandlung als neuer Stiftungsvorstand die Unterzeichnung des Gesellschaftervertrages zur Gründung der gGmbH für das neue MVZ gewesen sei, wie er betont. Als wichtigen Schritt für die künftige strategische Ausrichtung der Eichhof-Stiftung wertet Rauwolf die Zusammenarbeit, die den Patienten eine wichtige Praxis in Lauterbach erhalte.

Das unterstreichen auch Berthold Remiger und Thomas Faust, Personalleiter und kaufmännischer Leiter des Krankenhauses, zumal der ambulante Sektor immer mehr an Bedeutung gewinne. Denkbar sei auch, dass die Arbeit des MVZ mit weiteren Arztsitzen vergrößert werden könnte.

„Ich bin sehr froh über diese Lösung“, bekräftigt Josef Wzatek und nutzt die Runde auch, um seinen sieben Praxis-Damen, die allesamt ins MVZ wechseln, Danke zu sagen. Die hätten ihm in all‘ den Jahren am „Goldhelg“ immer den Rücken freigehalten, „ich konnte mich dadurch immer nur auf meine Medizin konzentrieren.“