Hilfe, bei der Familie große Rolle spielt

Eichhof-Stiftung Lauterbach baut für 2,5 Mio. EUR Familien- und Jugendhilfe Zentrum in Lauterbach.

Auf dem Gelände der Stadtgärtnerei „An der Wascherde“ will die Eichhof-Stiftung mit den Vogelsberger Lebensräumen ein Familien- und Jugendhilfezentrum bauen. Vor wenigen Wochen gab die Lauterbacher Stadtverordnetenversammlung für den Grundstücks-Verkauf grünes Licht. Rund 5.000 Quadratmeter umfasst das Areal, unberührt davon bleibt der nahegelegene Spielplatz. Die Stadtgärtnerei soll auf dem Betriebshofgelände an der Dirlammer Straße ihre neue Heimat finden. Auf dem Grundstück unterhalb der Schule An der Wascherde hat die Stiftung, die auch Trägerin des Lauterbacher Krankenhauses ist, viel vor.

Rund 2,5 Mio. EUR investiert sie in einen dort entstehenden Neubau. „Wir finanzieren das neue Familien- und Jugendhilfezentrum komplett aus eigenen Mitteln. Und leisten damit zum einen einen wichtigen Beitrag für die Infrastruktur der Kreisstadt und zum anderen für die erfolgreiche Etablierung der neu strukturierten Jugendhilfe im Kreis, die auf Schwerpunkt-Standorte setzt“, betont Hans-Jürgen Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Eichhof-Stiftung im Gespräch mit unserer Zeitung. Da die Eichhof-Stiftung bereits im Jugendhilfe-Bereich tätig sei und der Kreis Partner bei der Umsetzung der neuen Konzeption gesucht habe, habe sich die Stiftung für dieses Projekt und diese Investition entschieden. „Dieses neue Standbein passt konzeptionell sehr gut zu unseren bisherigen Angeboten“, so Schäfer.

Auf Grundlage der Konzeption, die den Vogelsbergkreis bei der Jugendhilfe in vier soziale Planungsräume gliedert, werden unter dem Arbeitstitel „Hilfen unter einen Dach“ zunächst fünf Schwerpunkt-Standorte geschaffen, die niedrigschwellige Angebote für Jugendliche und ihre Familien bieten sollen. In Alsfeld, Liederbach und Schotten gibt es bereits je ein solches Zentrum, in Lauterbach werden es künftig zwei sein. Eine Einrichtung entsteht gerade am Haus am Kirschberg, die zweite ist das neue Projekt der Eichhof-Stiftung mit den Vogelsberger Lebensräumen. Hier sollen Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren und ihre Familien Hilfe und Betreuung finden.

Konzeptioneller Hintergrund dieser Neuausrichtung ist der Wunsch nach passgenaueren und flexibleren Hilfen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, die der Hilfe zur Erziehung bedürfen. Zudem der bessere Einsatz finanzieller Mittel. „Bisher wurden hilfebedürftige Kinder und Jugendliche meist außerhalb des Kreises – losgelöst von der Familie – untergebracht“, berichtet Harry Bernardis, der Leiter der Vogelsberger Lebensräume. Und genau das solle sich ändern. Die Familie, das soziale Umfeld, solle eine viel größere Rolle spielen. Bernardis ist überzeugt von der großen Bedeutung der Familienbande und der Familie als Ort der Entwicklung.

„In dem neuen Familien- und Jugendhilfezentrum werden alle notwendigen Hilfeleistungen aus einer Hand angeboten“, sagt Bernardis. Maximal flexibel sei das, da sowohl ein ambulantes oder teilstationäres als auch ein stationäres Angebot vorgehalten würde. Zwölf stationäre Plätze sind im neuen Haus in Planung, zusätzlich werde es einen sogenannten Krisenplatz für Notfälle geben, außerdem sechs teilstationäre Plätze und 24 Plätze für ambulante Hilfen. „Außerdem sind im Haus die Stellen für Erziehungsberatung und für Eingliederungshilfe für junge Erwachsene untergebracht“, so Bernardis.

Der zweigeschossige Bau (Entwurf und Planung "architekturbüro tzschoppe") hat eine Gesamtnutzfläche von rund 1.000 Quadratmetern, 25 Mitarbeiter werden in den verschiedenen Bereichen arbeiten, es gibt eine Rund-um-die Uhr-Betreuung. „Im Familien- und Jugendhilfezentrum werden nur Erzieher und Sozialpädagogen als Betreuer fungieren“, betont Bernardis.

Noch in diesem Jahr soll Baubeginn sein. „Derzeit bereiten wir den Bauantrag vor“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Eichhof-Stiftung, Hans-Jürgen Schäfer. Schon im Frühjahr des kommenden Jahres solle der Betrieb aufgenommen werden.

Hintergrund

Die neue Konzeption der sozialraumorientierten Jugendhilfe im Vogelsbergkreis sieht vier soziale Planungsräume vor:

Den Sozialraum Ost mit Lauterbach, Wartenberg und Schlitz, den Sozialraum Süd mit Schotten, Ulrichstein, Freiensteinau, Grebenhain und Herbstein, den Sozialraum West mit Gemünden, Homberg, Kirtorf, Antrifttal und Mücke sowie den Sozialraum Nord mit Alsfeld, Romrod, Feldatal, Grebenau und Schwalmtal.

Für die gesamten 19  Vogelsberg-Kommunen wird jährlich von einer Fallzahl von über 400 ausgegangen. Rund 140 Kinder und Jugendliche werden zirka pro Jahr vollstationär betreut.