Ein Ort für Glaube und Hoffnung

Krankenhaus Eichhof richtet Gebetsraum für Muslime ein.

Ein Besuch in der Kapelle zum stillen Gebet oder der Zwiesprache mit Gott: Was für Menschen mit christlichem Glauben längst zum Krankenhausalltag gehört, war für muslimische Patient*innen und Mitarbeitende der Eichhof-Stiftung Lauterbach bisher nicht ganz einfach möglich. Das hat sich nun geändert, denn seit Anfang Januar gibt es einen Gebetsraum für Muslime am Lauterbacher Krankenhaus.

Die Initiative dazu kam von der Türkisch-Islamischen Gemeinde DiTiB in Lauterbach, die den muslimischen Gläubigen in der Region während ihres Aufenthalts im Krankenhaus Eichhof einen ruhigen Ort für das stille Gebet ermöglichen wollten. „Mehr als 1.500 Muslime leben im Vogelsberg, einige von ihnen arbeiten am Eichhof, andere wiederum kommen aus Gesundheitsgründen ins Krankenhaus. Sie alle eint der Wunsch, auch dort ihrem Glauben nachzukommen“, beschreibt Ali Coskun, Vorsitzender von DiTiB, die Situation.

Gemeinsam mit den Verantwortlichen am Krankenhaus Eichhof um Vorstand Mathias Rauwolf und mit Unterstützung von Krankenhausseelsorgerin Petra Bouvain vom Dekanat Vogelsberg, war schnell eine Lösung gefunden. Im Erdgeschoss der Einrichtung befindet sich nun ein Raum, der Menschen muslimischen Glaubens zur Verfügung steht. Die Wandaufschriften zeigen die Insignien für Allah, den Propheten Mohammed und in welcher Himmelsrichtung Mekka gelegen ist. Ein Koran in Arabisch und Deutsch liegt zum Gebet bereit.

Zur offiziellen Einweihung waren die Vertreter*innen der Türkisch-Islamischen Gemeinde, Ali Coskun, seine Ehefrau und Stellvertreterin Saniye Coskun und Yasemin Bicakci als Vorstand für die Frauen gemeinsam mit Imam Metehan Cipil ans Eichhof gekommen.

„Wir sind dem Wunsch vieler Patienten und Mitarbeitenden, die hier ihrer Religion nachgehen wollen, sehr gerne nachgekommen. In vielen Großstädten sind muslimische Gebetsräume längst normal“, erklärt Mathias Rauwolf, der gemeinsam mit Marika Heiß, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Eichhof, für eine zügige Umsetzung des Wunsches gesorgt hat.

Das Engagement weiß auch Pfarrerin Petra Bouvain zu schätzen: „Die christliche Kapelle, die es im Haus gibt, steht allen offen, dennoch sind die Vorgaben für einen Gebetsraum für Muslime hier nicht gegeben. Der Wunsch der muslimischen Gemeinde nach einem eigenen, für ihre Gebetspraxis eingerichteten Raum ist daher verständlich. Für Christen ebenso wie für Muslime ist das Gebet ein wichtiger Ausdruck ihres Glaubens und vergewissert sie der Nähe Gottes. Insbesondere in Krisenzeiten und in der Sorge um die eigene Gesundheit gibt das Beten Menschen neue Kraft und Hoffnung und trägt damit auch zu ihrer Genesung bei. Gerade in einem Krankenhaus ist es wichtig, Patienten die Möglichkeit zu geben, sich zurückzuziehen und einen Ort zu haben, in Stille nachzudenken, zu beten, Ruhe zu finden,“ so die Pfarrerin.

Für Imam Metehan Cipil ist die Einrichtung eines Gebetsraumes der logische zweite Schritt. Er dankte den Beteiligten am Krankenhaus Eichhof dafür, dass nach dem Abschiedsraum, der als ruhiger Ort für Abschied mit Seelsorge und Waschung für Menschen mit muslimischen Glauben schon länger existiert, nun auch ein Rückzugsort für die aktive Ausübung ihrer Religion entstanden ist. Er verwies darauf, dass in Deutschland durch den Zuzug von Migranten deutlich mehr Kulturen und Religionen gelebt werden. „Ich empfinde diesen Schritt als Respektbezeugung für Andersgläubige“, unterstrich der Imam seine Worte.

Für Yasemin Bicakci und Saniye Coskun ist der Gebetsraum ein Zeichen von weitergehender Integration: „Wir werden als Menschen mit islamischem Glauben wertgeschätzt und dafür danken wir den Verantwortlichen am Krankenhaus Eichhof sehr“.

Zur Einweihung hatten die Vorstandsmitglieder der Türkisch-Islamischen Gemeinde DiTiB eigens türkisches Gebäck vorbereitet und mitgebracht, sodass im Nachgang zum offiziellen Teil noch ein lebhafter Austausch mit guten Gesprächen stattfand.